Kontrollierter Sinkflug: Mit Coaching den Übergang in den (Vor-)Ruhestand erfolgreich meistern
- Stephan Biallas

- 1. Nov. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Der Übergang vom Berufsleben in den (Vor-)Ruhestand ist ein bedeutender Schritt im Leben eines Menschen – und er betrifft in unserer Gesellschaft der alternden Babyboomer-Jahrgänge aktuell immer mehr Berufstätige.
Dieser Wechsel geht oft mit gemischten Gefühlen einher – von Vorfreude auf mehr frei verfügbare Zeit bis hin zu Unsicherheiten und Ängsten, was die künftige Identität und die künftigen Lebensinhalte betrifft. Während dieser Phase des Wandels, die sowohl Herausforderungen als auch viele Chancen birgt, kann, können wir Dich als Coaches durch diesen Prozess begleiten – emotional, strukturell und strategisch.
Mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Identität, Sinnfindung, familiäre und soziale Aspekte sowie das persönliche Wohlbefinden integriert, können wir Dich dabei unterstützen, den Ruhestand nicht nur als Ende der Karriere, sondern als Beginn einer neuen, erfüllten Lebensphase zu begreifen.
Jeder Übergang birgt die Chance auf Wachstum und neue Selbstverwirklichung – wir unterstützen Dich gerne, diese Phase als eine der erfüllendsten Deines Lebens zu gestalten!
Die Sorgen, Ängste und Nöte, die uns bei unseren Coachees in dieser Übergangsphase begegnen sind dabei vielfältig und vielschichtig:
Die oftmals ungeliebte Routine des Arbeitslebens wird nun endlich abgestreift! Aber wird nicht viel mehr aufgegeben als nur die „Nine to Five-Arbeitsroutine“? Die strukturgebende Tages-, Wochen-, Jahresroutine der Arbeit ist für viele am Ende auch zu einer Lebensroutine geworden. Es werden also viele jahrzehntelang lebensbestimmende Routinen aufgegeben, die dem Leben eine beständige Ordnung, vorgegebene Struktur, Inhalt und Lebenssinn, gegeben haben.
Die Frage nach dem persönlichen Lebenssinn und dem Füllen der eigenen Lebensspanne mit (sinnstiftenden) Inhalten, die oftmals durch die berufliche Karriere in den Hintergrund gedrängt wurde, wird nun plötzlich zu einer zentralen Fragestellung.
Je mehr der Job im zeitlichen Lebens-Mittelpunkt stand, je größer Macht und Gestaltungsmöglichkeiten im Beruf möglich waren und je höher das mit der beruflichen Position verbundene soziale Ansehen war, umso tiefer kann das Loch sein, in das man nun gefühlt zu fallen droht. Man ist dann nicht mehr Vorstand, Geschäftsführer*in, Bereichsleitung, sondern „nur noch“ Sandra Müller oder Martin Schneider, als Mensch.
Häufig kommt zu diesem beruflichen Umbruch auch eine private Veränderung, da z.B. zeitgleich die Kinder das Haus verlassen. Der/die Partner*in und die Freunde stehen ggf. noch im Berufsleben. Wer also versteht meine Sorgen? Wer hat Zeit für mich, um dieses neue Leben mit Inhalten zu füllen?
Oft ergibt sich daraus nach langer Zeit erstmals wieder das Gefühl allein- und eigenverantwortlich für die Gestaltung des eigenen Lebens zu sein. Man beginnt sich neue Fragen zu stellen wie:
„Was ist ein gelungenes Leben für mich, und was kann ich im nächsten Kapitel tun, um dieses gelungene Leben zu erreichen?“
„Wie fülle ich die verbleidende Lebensspanne möglichst sinnvoll? Was passiert, wenn mir dies nicht gelingt?“
„Kann ich mir diesen neuen Lebensstil auch wirklich leisten und gönnen?“
Im Coaching helfen wir Dir dieses Knäuel von Gefühlen, Sorgen und unterschiedlichsten Fragestellungen gemeinsam zu entwirren, so dass Du persönliche Klarheit und die richtigen Antworten für Dich findest.
Wie gehen wir dabei gemeinsam mit Dir vor?
1. Das Einleiten des „kontrollierten Sinkfluges“
Unsere Erfahrung zeigt, dass es hilfreich ist, wenn Du Dich frühzeitig, d.h., etwa 12-18 Monate vor dem Eintritt in den (Vor-) Ruhestand mit dem Übergang beschäftigst. So bleibt Dir genügend Zeit für das Einleiten des „kontrollierten Sinkfluges“, also dem schrittweisen Ausphasen aus Ihrem Arbeitsalltag einerseits als auch für das parallele Aufbauen neuer Werte und Lebensinhalte für die neue Lebensphase andererseits.
2. Die emotionale Dimension reflektieren: Loslassen können und eine neue Identität finden
Wie bereits geschrieben ist der Beruf für viele von uns mehr als nur ein Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts – er definiert einen wesentlichen Teil unserer eigenen Identität und sozialen Stellung. Der Schritt in den Ruhestand bedeutet daher nicht nur das Aufgeben einer Arbeitsroutine, sondern kann auch das Gefühl hervorrufen, eine Rolle oder Position zu verlieren, die einem jahrelang Sinn, Struktur und soziales Ansehen gegeben hat.
Beim schrittweisen Loslassen dieser bisherigen Arbeits- und Lebenswelt kann es helfen, wenn Du symbolische Rituale oder bewusste Übergangsprozesse für Dich gestaltest, um Dir den kontrollierten Abschied vom Berufsleben bewusst zu machen und zu verarbeiten. Beispiele hierfür sind z.B. die Definition von Nachfolger*innen, die schrittweise Übergabe von Aufgaben und Verantwortung etc..
Parallel hierzu kannst Du für Dich Antworten auf Identitätsfragen wie z.B. die folgenden finden, um den nächsten Lebensabschnitt mit Sinn und Inhalten zu füllen:
Wie sehe ich mich jenseits meiner beruflichen Rolle?
Welche Interessen und Werte sollen für mich in der neuen Lebensphase in den Vordergrund treten, wenn der Beruf eben nicht mehr im Mittelpunkt steht?
Woraus ziehe ich zukünftig das Gefühl, gebraucht zu werden?
Wie wichtig ist es mir, weiterhin soziales Ansehen zu genießen und „wichtig“ zu sein und woraus kann ich dies zukünftig ziehen?
Oftmals treten in dieser Phase des Überganges Gefühle von Verlust, aber auch von Freiheit, gleichzeitig auf, was zu einer gefühlten emotionalen Achterbahnfahrt führen kann, die wir im Coaching gemeinsam reflektieren.
3. Neuausrichtung und Sinnfindung im (Vor-)Ruhestand – Dem neuen Lebensabschnitt Inhalte geben
Oft haben wir alle eine klare Vorstellung davon, was wir „im Ruhestand machen wollen“: Einfach mal das Leben und die Freiheit genießen! Doch die Realität sieht dann manchmal anders aus: Die ersehnte Freizeit kann schnell zu einem Gefühl der Leere führen, wenn sie nicht bewusst gestaltet wird. Es geht in diesem Kontext im Coaching also um die Fragen: Wer bin ich, wer war ich? Was war mir bislang wichtig und was soll mir zukünftig wichtig sein? Was kann und will ich künftig sein? Warum wäre mir das wichtig? Wie komme ich dahin?
Im Coaching-Prozess hat es sich als hilfreich erwiesen, folgende Themenfelder gemeinsam zu reflektieren:
Meine (neuen) Werte klären: Welche Lebenswerte möchte ich im Ruhestand stärker leben?
Visionen für den nächsten Lebensabschnitt entwickeln: Viele von uns haben vage Vorstellungen davon, was sie im Ruhestand tun möchten (z. B. endlich mehr Zeit mit der Familie verbringen, Reisen, Hobbys, Ehrenämter in Vereinen oder gemeinnützigen Einrichtungen, Non-Executive Positionen wie z.B. Positionen in Beiräten oder Aufsichtsräten). Im Coaching helfen wir Dir, eine klare Vision und konkrete Planung für Deine nächsten Jahre zu entwickeln und die ersten Schritte zur Umsetzung zu gehen. Dabei geht es nicht nur um die Aktivitäten, sondern auch um das, was Dir diese Tätigkeiten geben sollen – etwa Erfüllung, Gemeinschaft oder Kreativität.
Lebenslanges Lernen: Der englische Leitsatz für den Ruhestand „Learn, Earn or have Fun!“ sagt es bereits: Der Ruhestand bietet Raum, neue Fähigkeiten zu erlernen oder bestehende Interessen zu vertiefen, die in Ihrem Berufsleben zu kurz gekommen sind. Was also wollte ich schon immer mal lernen, hatte aber bislang nie die Zeit dazu? In welchen Themengebieten möchte ich mich weiterentwickeln?
4. Finanzielle und strukturelle Sicherheit
Neben den persönlichen Werten und neuen Lebensinhalten spielt die finanzielle Sicherheit, als eine Ressource im Ruhestand, eine zentrale Rolle. Finanzielle Unsicherheit kann zu Stress und Zukunftsängsten führen, die den Übergang in den Ruhestand erschweren.
Klarheit für finanzielle Themen schaffen: Hierbei kann es hilfreich und beruhigend sein, sich frühzeitig gemeinsam mit einer/m Finanzplaner*in, einer/m Rentenberater*in oder Steuerberater*in Klarheit über Deine finanzielle Situation nach dem bisherigen Berufsleben zu machen. Gemeinsam kannst Du dabei klären, was „Du Dir zukünftig leisten kannst“ und ob Du ggf. auch weiterhin einen Teil Deiner Zeit für das Erzielen von Einkünften einplanen solltest.
5. Netzwerke und Beziehungen pflegen
Der Arbeitsplatz ist für viele von uns eine wichtige Quelle sozialer Kontakte. Im Ruhestand werden diese Beziehungen oftmals wegfallen, was zu einem Gefühl von Einsamkeit führen kann. Gleichzeitig bieten der (Vor-)Ruhestand und die gewonnene Zeit aber die Möglichkeit, bestehende Beziehungen zu vertiefen oder neue Netzwerke aufzubauen.
So kann es im Coaching-Prozess hilfreich sein, sich zu überlegen,
wie es gelingen kann, neue soziale Kontakte zu knüpfen und / oder alte Beziehungen zu pflegen bzw. diese „wiederzubeleben“
wie familiäre Beziehungen zur Lebens-Partner*in, den Kindern, den Eltern, … (neu) gestaltet werden können.
6. Gesundheit und Wohlbefinden
Gesundheitliche Aspekte gewinnen mit zunehmendem Alter für uns alle oftmals an Bedeutung. Neben der physischen Gesundheit spielt auch die mentale Fitness eine zentrale Rolle im Ruhestand, da die geistige Herausforderung des Berufslebens ihr Ende findet und durch neue Inhalte (vgl. Abschnitt 3) ersetzt werden sollte.
Gesunde Routinen aufbauen:Wie kann ich (neue) gesunde Gewohnheiten für mich entwickeln, die Bewegung, Ernährung und Entspannung integrieren?
Stressmanagement und Mentales Wohlbefinden: Der Übergang in den Ruhestand kann unerwartete Stressoren mit sich bringen. Welche Techniken zum Stressabbau und zur Selbstfürsorge gibt es, die mir helfen können?
Fazit: Ein ganzheitlicher Coaching-Ansatz ist gefordert bei dem alle diese Dimensionen gleichermaßen Beachtung finden und individuell für Deine persönliche Situation im Coaching gemeinsam mit uns bearbeitet werden.



